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Polyvalenter neutralisierender Chemikalienbinder
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Universelles Bindemittel für gängige Flüssigkeiten
Polycaptor®
13 April 2021

KRISTALLINES SILIZIUMDIOXID IN MINERALISCHEN BINDEMITTELN. WELCHE GEFAHREN SIND DAMIT VERBUNDEN? WIE KANN MAN SICH SCHÜTZEN?

Kristallines Siliziumdioxid ist ein krebserregendes Material, das in allen herkömmlichen mineralischen Bindemitteln, z. B. Kieselgur, enthalten ist. Wiederholter Kontakt mit kristallinem Siliziumdioxidstaub kann Silikose verursachen, eine Berufskrankheit, die tödlich verlaufen kann.
Arbeitnehmer, der ein mineralisches Absorptionsmittel aus kristallinem Siliziumdioxid auf der Straße ausbreitet

Was ist kristallines Siliziumdioxid?

Kristallines Siliziumdioxid (SiO2) ist ein natürlich in der Erdkruste vorkommender Mineralstoff mit drei Haupterscheinungsformen: Quarz, Cristobalit und Tridymit. Kristallines Siliziumdioxid und vor allem Quarz kommt in unterschiedlichen Konzentrationen in vielen Gesteinsformen vor (Sandstein, Granit, Sand, usw.). Sand besteht fast ausschließlich aus Quarz und ist somit eine Quelle von kristallinem Siliziumdioxid.

Kristallines Siliziumdioxid hat eine dreidimensionale Struktur, die kristalline Bereiche bildet. Das bedeutet, dass unter dem Mikroskop Kristalle sichtbar sind.

Was ist der Unterschied zu amorphem Siliziumdioxid oder Silikaten?

Amorphes Siliziumdioxid ist ebenfalls eine Verbindung mit der Formel SiO2, allerdings sind die Atome untereinander hier deutlich chaotischer angeordnet: Mikroskopisch bilden sie keine übersichtliche Struktur und haben keine bestimmte Ordnung.
Abb. 1: Links ein Modell für kristallines Siliziumdioxid, rechts für amorphes Siliziumdioxid.
Dieser strukturelle Unterschied hat starke Auswirkungen auf die Toxizität des Siliziumdioxids. Deshalb muss unbedingt geprüft werden, welche Art von Siliziumdioxid verwendet wird. Die unterschiedlichen Arten von kristallinem und amorphem Siliziumdioxid sind in Tabelle 1 abgebildet.

Silikate (Natrium-, Kalzium-, Magnesium-, Kaliumsilikat, usw.) sind Siliziumdioxid-Derivate. Die SiO2-Gruppen sind hier an andere Atome gebunden: Al, Ca, Mg, K, usw. Sie stellen somit nicht dieselbe chemische Einheit dar und demzufolge ist auch ihre Toxizität anders.

Der Sonderfall von Kieselgur oder Diatomeenerde:

Kieselalgen oder Diatomeen sind mikroskopische Algen, deren poröses Exoskelett aus Siliziumdioxid besteht, das aus der Umwelt aufgenommen wird. Diatomeenerde – auch Diatomit oder Kieselgur genannt – ist ein Mineralstoff, der aus den Überresten der Skelette dieser Diatomeen besteht.
Abb. 2: Exoskelett unterschiedlicher Diatomeen

Natürlich entstandenes Kieselgur besteht hauptsächlich aus amorphem Siliziumdioxid, kann aber auch kristallines Siliziumdioxid enthalten. Es gibt unterschiedliche Kieselgur-Arten, die je nach Behandlung, der sie unterzogen wurden, mehr oder weniger kristallines Siliziumdioxid enthalten:

Natürlich: Naturbelassene Produkte werden bei relativ niedrigen Temperaturen getrocknet. Diese natürlichen Produkte bestehen hauptsächlich aus amorphem Siliziumdioxid, können jedoch bis zu 3 % natürliches kristallines Siliziumdioxid enthalten.1

Kalziniert: Kalzinierte Produkte werden bei höheren Temperaturen getrocknet, meist um 1000°C. Durch diese Hitzeeinwirkung kann sich die kristallografische Struktur bei einem Teil des amorphen Siliziumdioxids verändern und kristallines Siliziumdioxid bilden, hauptsächlich in Form von Cristobalit. Demzufolge kann kalziniertes Diatomit bzw. Kieselgur bis zu 70 % kristallines Siliziumdioxid enthalten.2

Trotz ihrer höchst ansprechenden Optik und ihrer natürlichen Herkunft muss man beim Umgang mit Diatomeenerden somit äußerst vorsichtig sein, da sie hohe Mengen an kristallinem Siliziumdioxid enthalten können.

Wo findet man kristallines Siliziumdioxid?

Die unten abgebildete Tabelle3 , zeigt die unterschiedlichen Arten von amorphem und kristallinem Siliziumdioxid, die es gibt. Da die Bezeichnung Siliziumdioxid oder Diatomit oft zu Verwirrungen führt, sollte man die CAS-Nummer heranziehen, um herauszufinden, ob man es mit amorphem oder kristallinem Siliziumdioxid zu tun hat.
Source Amorphous Silica Crystalline silica
Natural Mineral / α-Quartz
/ Quartz (CAS 14808-60-7)
/ Cristobalite (CAS 14464-46-1)
/ Tridymite (CAS 15468-32-3)
Biogenic Diatomaceous earth (Kieselguhr, CAS 61790-53-2) Crystalline silica content <3%
Calcinated diatomaceous earth (CAS 91053-39-3) Crystalline silica content 0-40%
Flux-calcinated diatomaceous earth (CAS 68855-54-9) Crystalline silica content up to 70%
Synthetic Synthesis Fumed silica (CAS 112945-52-5) /
Silica gel (CAS 112926-00-8) /
Precipitated silica (CAS 112926-00-8) /
Colloidal silica /
Fused silica / Electric arc silica /
By-product Silica fumes (CAS 69012-64-2): partial transformation into cristobalite
Fused silica (CAS 60676-86-0)

Gesundheitliche Auswirkungen

Exposition gegenüber kristallinem Siliziumdioxid erfolgt hauptsächlich durch Einatmen. Um als Bindemittel, Granulat oder Füller im Bauwesen genutzt werden zu können, muss das Siliziumdioxid zunächst gemahlen oder zerkleinert werden. In dieser Etappe bilden sich Feinpartikel des kristallinen Siliziumdioxids.

Diese Feinpartikel können dann leicht eingeatmet werden und bestimmte Erkrankungen oder Funktionsstörungen des Organismus wie Silikose oder Lungenkrebs auslösen.

Chronische Silikose ist eine progressive und potenziell tödliche Lungenfibrose. Symptome sind Atemnot, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Schmerzen im Brustkorb. Silikose entsteht spezifisch durch Einatmen von Siliziumdioxid in kristalliner Form. Die einzige derzeit bestehende Behandlung ist eine Lungentransplantation. Silikose kann als Berufskrankheit anerkannt werden.

Nach Diagnose der Silikose schreitet die Erkrankung fort, selbst wenn kein weiterer Kontakt mit Siliziumdioxid stattfindet.

Zahlreiche Studien bei der Erwerbsbevölkerung zeigen eine Verbindung zwischen dem Einatmen von kristallinem Siliziumdioxid und Lungenkrebs. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) ist der Ansicht, dass ausreichende Beweise für die karzinogene Wirkung bei Mensch und Tier vorliegen, um kristallines Siliziumdioxid seit 1997 als für den Menschen krebserregend einzustufen (Gruppe 1).4

Der karzinogene Wirkmechanismus der kristallinen Siliziumdioxidpartikel ist derzeit noch nicht mit Sicherheit geklärt. Laut IARC ist die bevorzugte Hypothese bezüglich der Wirkungsweise eine indirekte Genotoxizität durch die verminderte Kapazität der Lungenalveolen, kristalline Siliziumdioxidpartikel abzubauen, was zu einer nachhaltigen Entzündung der Lunge führt.

Sonstige Atemwegserkrankungen:

Zahlreiche Studie lassen darauf schließen, dass die berufliche Exposition gegenüber kristallinem Siliziumdioxid außer Silikose auch mit anderen, nicht-malignen Atemwegserkrankungen verbunden ist. Der US-amerikanischen Arbeitsschutzbehörde OSHA zufolge steigert der Kontakt mit kristallinem Siliziumdioxid insbesondere das Risiko von chronischer Bronchitis und beeinträchtigter Lungenfunktion.

Gesetzliche Bestimmungen:

Deutschland: Im Jahr 2016 hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Beurteilungsmaßstab zu Quarz (A-Staub) von 50 μg/m³ bekannt gegeben. Bei Gefährdungsbeurteilungen und Kontrolle der Schutzmaßnahmen muss dieser berücksichtigt und eingehalten werden.

Begründete Ausnahmen, in denen der Beurteilungsmaßstab derzeit nicht eingehalten werden kann, werden in der TRGS 559 „Mineralischer Staub“ beschrieben. Die TRGS 559 „Mineralischer Staub“ von 2010 wird soll entsprechend überarbeitet werden.5

Auf europäischer Ebene: Laut CLP-Verordnung6, gibt es bis heute keine einheitliche Klassifizierung oder Kennzeichnung für kristallines Siliziumdioxid. Es wurde nämlich befunden, dass derzeit keine Arbeiten an dieser Klassifizierung notwendig seien, da „Arbeiten, bei denen durch ein Arbeitsverfahren Exposition gegenüber alveolengängigem kristallinem Siliziumdioxidstaub besteht“ bereits von der Richtlinie 2017/2398 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2017 als karzinogen eingestuft werden.7

Von Kieselgutherstellern durchgeführte Arbeiten haben gezeigt, dass eine Kennzeichnung wünschenswert ist, wenn Siliziumdioxid-Feinpartikel in einem Produkt anwesend sind8, um die mit Silikose verbundenen Gefahren hervorzuheben:

Percentage of fine particules of cristalline silicaLabellingDanger
Greater than or equal to 10%ghs-human-health-iconSto re 1 : Specific toxicity for lungs after long-term exposure
Between 1 and 10%ghs-human-health-iconSto re 2 : Specific toxicity for lungs after long-term exposure
Less than 1%NoneNone
Ein Grenzwert für „alveolengängigen kristallinen Siliziumdioxidstaub“ von 0,1 mg/m-3 über 8 Std. wurde festgelegt, und zwar ungeachtet des Polymorphs des kristallinen Siliziumdioxids.

USA : Die OSHA (US-amerikanische Arbeitsschutzbehörde) hat 2016 einen OEL 8h von 0,05 mg/m-3 für alveolengängiges kristallines Siliziumdioxid festgelegt und empfiehlt einen Aktionswert von 0,025 mg/m-3.

Schutz beim Umgang mit Verschüttungen

Angestellte, die absorbierendes Pulver vom Typ Polycaptor oder Trivorex auf die Straße schütten
Die meisten herkömmlich verwendeten Bindemittel zur Beseitigung von Verschüttungen oder Leckagen von industriellen Gefahrenstoffen sind mineralische Bindemittel wie Kieselgur oder Sepiolit. Sie enthalten einen Anteil an kristallinem Siliziumdioxid, der von Anwendern beim Aufbringen oder Entfernen des Bindemittels eingeatmet werden kann. Um die Risiken einer Siliziumdioxidstaub-Exposition für Mitarbeiter zu beschränken, wird die Verwendung von Bindemitteln ohne kristallines Siliziumdioxid empfohlen. Deshalb sind alle vom Labor PREVOR entwickelten Bindemittel frei von kristallinem Siliziumdioxid.
4 kg Eimer Polycaptor® Universal-Absorptionsmittel

Zum Umgang mit Verschüttungen herkömmlicher Flüssigkeiten (Öle, Kohlenwasserstoffe, Lösungsmittel und relativ ungefährliche wässrige Lösungen) empfehlen wir die Verwendung des Trockenbindemittels POLYCAPTOR®

10kg bucket of Trivorex® multi-purpose neutralizing absorbent

Zum Umgang mit Verschüttungen ätzender Chemikalien wie starken Säuren oder Laugen empfehlen wie die Verwendung eines neutralisierenden Chemikalienbinders, der die chemische Gefahr eliminiert, z. B. den neutralisierenden Chemikalienbinder TRIVOREX®

1 ANSES, D’après l’audition de Matériaux Industriels France par l’ANSES en 2016, 2019.
2 INRS 2007
3 INRS 2007
4 International Agency for Reseach on Cancer (IARC – CIRC en Français), Monographs Volume 100C.
5 TRGS 559.
6 Règlement (CE) n o 1272/2008 du Parlement européen et du Conseil du 16 décembre 2008 relatif à la classification, à l’étiquetage et à l’emballage des substances et des mélanges.
7 ECHA [Online]
8 I. International Diatomite Producers Association, A Guide to Safe Handling of Diatomaceous Earth products.

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